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2016Balkanreise – Tag 10
Bosnien ist ein Land das für Motorradfahrer einiges zu bieten und ist definitiv mehr mehr wert als nur eine schnelle Durchreise. Die Fahrt durch das Landesinnere zeigte mir heute wundervolle Hochebenen in denen man auch heute jederzeit einen Film mit John Wayne drehen könnte. Mit was ich eigentlich nicht gerechnet hätte, sind die großteils wunderschön asphaltierten Straßen auf denen das Motorradfahren richtig Spaß macht und die zum zügigen Kurvengleiten einladen. Auch das Wetter war mir hold, denn obwohl die Wolken tief hangen, die Temperaturen nur knapp über 10 Grad lagen und sich nur vereinzelte Sonnenfenster zeigten, bin ich weitgehend trocken geblieben.
Erst relativ weit im Norden bin ich in eine heftige Regenfront gefahren, die mich veranlasste in einem unscheinbaren Gasthaus direkt neben der Straße Schutz und etwas Wärme zu suchen. Hier kam ich prompt mit einer da 60jährigen alleinstehenden Dame namens Jelena ins Gespräch, die mich überredete die Hälfte ihres späten Mittagessens zu verspeisen, dass sie gleich vorher auf zwei Teller aufteilte. Anschließend lud sie mich ein Ihre Kunstgalerie zu besuchen, die in ihrem Haus ein paar Meter weiter zu sehen sei. Nachdem es immer noch stark regnete (und auch aus Anstand) stimmte ich zu ohne mir sonderlich viel zu erwarten. Doch wie so oft auf Motorradreisen wurde ich wieder einmal überrascht. Das Häuschen und der kleine Garten davor war auch für österreichische Verhältnisse ein kleines Schmuckstück und im inneren befanden sich viele hübsche Sachen von all ihren weltumfassenden Reisen worüber sie mir zu einzelnen Dingen kurz berichtete.
Der Regen wollte einfach nicht nachlassen und nachdem wir uns so gut unterhielten, lud sie mich ein, wie schon viele Reisende davor, bei ihr im Gästezimmer zu nächtigen. Dass die Geschichten zumindest Großteils der Wahrheit entsprachen glaubte ich sogar, da Sie mich noch gebeten hat mich in Ihrem Gästebuch zu verewigen. Und da waren wirklich die Einträge von geschätzten 50 Reisenden die in den letzten zwei oder drei Jahren bei ihr zu Besuch waren.
Der Kaminofen verströmte eine doch sehr angenehme Wärme und als ich nach meinen Sachen gesehen habe, die von Jelena davor auf einem Trockenständer platziert wurden, war es leider schon zu spät. In meinen Regenoveral war bereits bei einem Bein ein riesengroßes Loch geschmolzen. Bei meiner ganzen Motorradreise hab ich mich nicht so geärgert, denn das war ja nun wirklich absolut überflüssig und wird mir den weiteren Reiseverlauf garantiert nicht angenehmer machen. Aus Respekt der Gastgeberin gegenüber also den ganzen Ärger hinuntergeschluckt und wieder mal nach Lösungen gesucht, das Panzertape ausgepackt und großflächig abgeklebt. Ich hoffe, diese Lösung hilft mir wenigstens einiger Maßen trocken zu bleiben.