Balkanreise – Tag 2

Es fasziniert mich jedes Mal aufs neue, wie schnell ich bei Motorradreisen den Alltag hinter mir lassen kann. Wahrscheinlich sind es die vielen Eindrücke die man beim Fahren abseits der üblichen Wege sammelt. Flüchtige Begegnungen mit Meschen denen man noch nie vorher begegnet ist. So wie heute als ich bei morgendlichen 12 Grad auf dem Thermometer die letzten Sachen vom Nachtlager auf dem Motorrad verstaut habe. Ein alter Bauer mit dicker Jacke, Haube und darüber Ohrenschützer die wohl mehr schlecht als recht gegen den fürchterlichen Lärm des alten Traktors helfen sollten, lachte übers ganze Gesicht als er mich sah und erwiderte meinen Gruß mit erhobener Hand.

Aber nicht nur kurze Begegnungen faszinieren mich auf Reisen. Oftmals entdeckt man mit dem Motorrad landschaftliche Schätze wie sie schöner nicht sein könnten. Ein solcher Schatz ist für mich die von mir von Norden kommend befahrene Kroatische „5199“ die sich als wunderschöne Schotterpiste durch reichlich Wald und einmalig schöne Berglandschaften schlängelt. Hinter jeden zweiten oder dritten Kurve entdeckt man wieder irgendeine sehenswerte Kleinigkeit und wenn man schon gar nicht mehr damit rechnet wird man erst richtig überrascht. Zwei in den Felsen gehauene Tunel und dahinter ein Kessel in dem man rundherum von einzigartigen Felsformationen umgeben ist. Das muss man selber erleben, denn eine Schilderung oder auch Fotos werden diesem Eindruck nicht gerecht.

Heute habe ich mein Nachtlager am Fluss „Krcic“ (in der Nähe von Knin, ca 50 km nördlich von Split) aufgeschlagen. Ich dachte nach einem Tag mit viel Schweiß und Staub währe so ein abendliches Bad in einem kleinen Fluss genau das richtige. Aber wie das bei Motorradreisen so ist, es kommt oft anders als geplant.

Das Flussbett ist staubtrocken und nur eine Schautafel bei einem kleinen Rastplatz unter stattlichen Buchen zeigt wie der Fluss wahrscheinlich im Frühjahr aussieht. Glücklicher Weise hab ich immer zwei Flaschen mehr Wasser mit als ich zum Trinken brauche. Also hab ich mir eine „Dusche aus der Flasche“ gegönnt. Ist zwar nicht vergleichbar mit einem Gebirgsbach, aber weitgehend sauber bin ich trotzdem geworden. Die Buchen durften auch gleich eine tragende Rolle für meine Hängematte übernehmen und ich freue mich über die davor stehende Tischgruppe aus weißem Marmor die auch jetzt beim Schreiben meinen Hintern noch ein wenig wärmt.