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2016Balkanreise – Tag 4
Heute habe ich Montenegro durchquert und dabei den Eindruck von einem wilden und ungezähmten Land bekommen. Abseits der asphaltierten Straßen gibt es praktisch keine Wege, weil das östliche Landesinnere (abseits von der Küste) praktisch nur aus Bergen besteht. Im direkten Vergleich mit Bosnien wirkten auf mich die Berge aber „grüner“ und die Landschaft etwas freundlicher. Etwas habe ich allerdings heute auch wieder dazugelernt. Nur weil eine Straße irgendwann mal zweispurig asphaltiert wurde, bedeutet das noch lange nicht, dass es eine breite Straße bleibt. Irgendwann holt sich die Natur zurück was der Mensch ihr genommen hat. Plötzlich wächst Gras mitten auf der Straße, die Sträucher wuchern am Straßenrand, dass geraden noch ein Auto durchpasst, oder es entsteht gleich mitten auf der Fahrbahn ein richtig tiefes Loch mit gefühlten 2 Meter Durchmesser aus dem glücklicher Weise ein kleiner Strauch heraus wächst damit man nicht versehentlich hinein fährt. Oder die Natur hilft sich gleich gründlich und lässt einfach mal die ganze Straße verschwinden. Die Lösung mit denen sich der Mensch hier hier zu helfen weis, ist ein wenig Schotter und ein Fahrverbots-Schild. Nachdem auf dem wahrscheinlich vor Jahren behelfsmäßig aufgeschüttetem Umgehungsweg aber reichlich Fahrzeugspuren erkennbar waren, hab ich mich entschieden nach heimischem Vorbild das Schild einfach übersehen zu haben 😉
Weiter hab ich mich heute bis Albanien in die Gegend von Peqin (ca auf halber Höhe von Albanien) vorgearbeitet. Gearbeitet trifft zumindest auf den letzte Teil der heutigen Strecke zu, doch vorher musste ich über die vielen Werkstätten, Tankstellen und Melonenständen direkt am Rand der Autobahn Richtung Tirana schmunzeln. Bei uns währe so etwas undenkbar, doch hier funktioniert es wie mir scheint ohne Probleme. Nachdem ich mich durch ein (vermutlich ganz normales) Verkehrschaos in Tirana gewühlt hatte, wurde ich mit einer anfangs noch relativ harmlosen, später jedoch extrem anspruchsvollen Offroad-Strecke belohnt, die mich und meinen voll bepackten kleinen Tiger (ja, auch mein Motorrad) das erste mal so richtig forderten.
Der Westliche Teil Albaniens hat sich für mich überraschend sehr grün (obwohl Ende August) gezeigt und wird auch landwirtschaftlich gut genutzt. Dabei habe ich aber den Eindruck, dass die Zeit hier etwas langsamer läuft. Traktoren sieht man kaum, dafür immer wieder mal eine Frau die am Straßenrand ein paar Kühe vor sich her treibt, oder einen Bauern der sich von einem Esel tragen lässt.
Noch einiges habe ich heute gelernt. Es gibt Länder in denen Verkehrszeichen wie Geschwindigkeitsbegrenzungen oder Überholverbot wohl nur als Zierde neben der Straße stehen, sonst aber keinerlei Bedeutung zu haben scheinen und selbst in Anwesenheit von Polizeistreifen ignoriert werden. Weiters muss ein Auto kein Kennzeichen haben um einiger Maßen fahrtauglich zu sein, ein Moped kann auf dieses Stück Blech mit Nummern sowieso verzichten und man kann Motorrad-Reisende schon von weitem am Helm auf dem Kopf erkennen.