Balkanreise – Tag 5

Bereits kurz nach 6 Uhr morgens auf dem Motorrad zu sitzen hat was besonderes. Die Temperaturen sind bei angenehmen 25 Grad und man begegnet den Menschen bei ihrer täglichen Arbeit. Der Esel oder der Pferdekarren als Transportmittel gehört hier noch zum alltäglichen Bild und lockt mir auch jetzt bei Schreiben ein Lächeln ins Gesicht.

Die Albanische Küstenstraße ist eine Genussstrecke die mich zum gemütlich-zügigen dahingleiten animierte. Wer die Nerven dazu hat, den Staub auf der Straße und albanische Krankenhäuser nicht fürchtet, kann auf der großteils sehr gut ausgebauten Straße vermutlich auch eine Schläglagenorgie veranstalten. Auf meinem küstennahen Kurs zur Griechische Grenze sind mir dann zwei Radreisende begegnet. Solche Menschen haben meinen tiefsten Respekt, denn sich bei ca 35 Grad im staubtrockenen Albanien mit dem schwer bepacken Fahrrad eine fast endlose Steigung hinaufzukämpfen ist etwas das ich mir heute nicht gewünscht hätte.

Ein kleines Highlight heute war mit Sicherheit die Überfahrt auf einer durch Stahlseilen von Ufer zu Ufer gezogenen Fähre, wobei das ganze auf mich eher den Eindruck von mit Holzbalken zusammengehaltenen Schwimmkörpern machte.

Als ich heute an dem südlichsten Teil meiner geplanten Route (der westlichste Grenzübergang zwischen Albanien und Griechenland) stand, konnte ich es mich nicht verkneifen noch einen Abstecher nach Griechenland zu machen. Wobei ich feststellen durfte, dass es sich für mich schon deshalb gelohnt hat, weil ich eine traumhafte kleine Bucht gefunden habe. Dort war ich ein wenig im Meer schwimmen und es gibt sogar eine Dusche mir Süßwasser und ein paar Bäume die ein wenig Schatten spenden und an denen man auch eine Hängematte aufhängen könnte. Sollte ich jemals wieder in diese Gegend kommen, ist der Schlafplatz also schon gefunden 😉

Nach reichlich Kilometern auf verlassenen Straßen im einsamen Norden Griechenlands bin ich wieder zurück nach Albanien gefahren, in der Hoffnung dort genau so viele grüne Bäume zu finden, doch weit gefehlt. Der landschaftliche Unterschied ist mir hier bewusst geworden. Südlich der Grenze weiches rotbraunes schieferiges Gestein mit viel Wald, wieder zurück in Albanien plötzlich harte kalkfarbene Felsen und nur mehr etwas Gebüsch dazwischen. Die leichten Wolken die mich heute ab Mittag mit etwas gedämpfter Hitze erfreuten, haben sich mittlerweile stark verdichtet und ich bin mir nicht sicher ob es heute nicht doch noch regnet. Weiters ist zum Teil heftiger Wind aufgetaucht und so hab ich mich entschlossen in Gjirokastra wieder ein Zimmer zu nehmen. Nach einer ordentlichen Dusche hab ich mich vor dem Abendessen noch kurz umgesehen und bin positiv überrascht. Eine riesige und gut erhaltene Burganlage zu deren Fuße sich eine Stadt mit zum Teil steilen und engen mit Naturstein gepflasterten Gassen befindet. Offensichtlich hat Albanien deutlich mehr zu bieten als die Offroadleidenschaft eines Reise-Enduristen wie mich zu befriedigen.